
Wie Pflanzenreste Leben verändern: Briketts als nachhaltige Alternative zur Holzkohle
| von Steffi Greuel |
In rund 80 % der Haushalte Sambias gehört das tägliche Kochen auf offenem Feuer zur Normalität. Doch was auf den ersten Blick nach Tradition klingt, ist für Menschen und Umwelt oft eine schwere Last: Die klassische Holzkohle wird meist durch das Abholzen ganzer Bäume gewonnen – Wälder verschwinden, die Böden erodieren, das Mikroklima verändert sich. Außerdem setzt diese Herstellung und Verbrennung gesundheitsschädlichen Rauch frei. Und natürlich auch CO₂.
Und dennoch: Trotz dieser Lebensrealität liegt der CO₂-Ausstoß pro Kopf in Sambia bei nur 0,38 Tonnen jährlich. In Deutschland dagegen bei rund 10,3 Tonnen. Der Unterschied liegt nicht im Kochen mit Holz – sondern im gesamten Lebensstil.
Doch es gibt Hoffnung. Und sie kommt in Form kleiner, unscheinbarer Briketts – geformt aus dem, was viele bislang als wertlosen Abfall betrachteten: Pflanzenreste.
Die Idee: Aus Abfall wird Energie
Die Herstellung dieser umweltfreundlichen Briketts ist einfach, lokal durchführbar und kostengünstig – und doch steckt in ihr eine echte Revolution. Denn mit ihr lässt sich eine nachhaltige Alternative schaffen, die Wälder schützt und gleichzeitig die Lebensqualität verbessert.
1. Sammeln und Verkoken
Zunächst werden trockene organische Reste gesammelt – etwa Maisstroh, Stängel, Reisspelzen oder kleine Äste. Diese Materialien werden unter Sauerstoffausschluss in einem Metallfass „verkokst“ – das heißt, sie werden nicht vollständig verbrannt, sondern zu einer Art Holzkohlepulver umgewandelt.
2. Zerkleinern und Mischen
Das verkohlte Material wird zerkleinert und mit einem natürlichen Bindemittel vermischt – z. B. Lehm, Tonerde oder Stärke.
3. Pressen der Briketts
Die Masse wird in einfache Formen oder Pressen gefüllt und fest zusammengedrückt. So entstehen gleichmäßige, runde Briketts.
4. Trocknen in der Sonne
Nach dem Pressen werden die Briketts in der Sonne getrocknet – mehrere Tage lang, bis sie vollständig durchgehärtet sind. Danach sind sie einsatzbereit: als Brennmaterial für das Kochen und Heizen.
Warum diese Methode so wichtig ist
Diese Art der Brikettherstellung ist mehr als nur eine technische Alternative – sie ist ein notwendiger Weg für den Umwelt- und Klimaschutz in Regionen, in denen Energiearmut herrscht.
Die Vorteile auf einen Blick:
✅ Es werden keine frischen Bäume gefällt
✅ Organische Reststoffe werden sinnvoll weiterverwendet
✅ Die Briketts verbrennen effizienter und mit weniger Rauch
✅ Die Luftqualität verbessert sich – besonders wichtig für Frauen und Kinder
✅ Menschen vor Ort erlangen Wissen, Einkommen und neue Perspektiven
Wer steckt hinter solchen Projekten?
Initiativen zur Brikettierung von Pflanzenresten gibt es in mehreren afrikanischen Ländern. Eine der bekanntesten Organisationen ist Legacy Foundation mit Sitz in den USA. Sie hat das einfache Verfahren zur Brikettpresse entwickelt und stellt Schulungsmaterial zur Verfügung.
In Sambia setzen lokale NGOs, Frauenkooperativen oder kirchliche Gruppen die Methode zunehmend um. Auch internationale Entwicklungsorganisationen wie GIZ, SNV oder Practical Action fördern entsprechende Programme. Oft ist es das Engagement Einzelner vor Ort, das solche Projekte ins Rollen bringt – inspiriert von der Idee: »Waste is not waste until it's wasted.«
Während unserer Reise nach Sambia mit der Gossner Mission hatten wir die Gelegenheit, diese Methode als Teil eines Selbsthilfegruppen-Projekts kennenzulernen.
Der größere Zusammenhang: Wälder schützen heißt Zukunft sichern
Sambia gehört zu den Ländern mit einer der höchsten Entwaldungsraten weltweit. Jährlich verschwinden hier rund 250.000 Hektar Wald – eine Fläche größer als das Saarland. Hauptursache: Die Nutzung von Holz und Holzkohle als Energiequelle.
Nachhaltige Alternativen wie Briketts sind daher nicht nur praktisch, sondern überlebenswichtig: für die Wälder, für das Klima – und für die nachfolgenden Generationen.
Was wir daraus lernen können
Echte Veränderung beginnt oft im Kleinen. Aus getrocknetem Maisstroh, einem Metallfass und viel Engagement entsteht etwas Großes: eine Chance für Menschen, ihre Umwelt zu schonen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Für solche Programme braucht es engagierte Menschen, die ihr Wissen weitergeben und andere in Schulungen anleiten. Damit das gelingt, sind Organisationen wie wir auf Spenden angewiesen. Helfen Sie mit – und geben Sie den Menschen vor Ort die Chance, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
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