Reisebericht 2024

Reisebericht 2024

  |  von Steffi Greuel   |  

Zeitraum: 27. Juni 2024 - 06. Juli 2024
Reisende: Kerstin Hälker - Projektleiterin - Stiftung «Wald schafft Zukunft» Steffi Greuel - Projektleiterin & Fotografin - Wald schafft Zukunft - Sambia e.V.
Reiseroute: Berlin/Düsseldorf - Lusaka - Solwezi - Manyinga - Berlin/Düsseldorf

Liebe Leser und Leserinnen,
diese Reise bedarf eines kleinen Vorworts, da die Wirtschaftskrise Sambia schwer getroffen hat. Die Inflation ist hoch, und viele Familien kämpfen täglich ums Überleben, da die Preise für Grundnahrungsmittel und andere lebenswichtige Güter stetig steigen.

Zusätzlich wird das Land von regelmäßigen Stromausfällen geplagt. Die Hauptursachen dafür sind veraltete Infrastruktur und ein Mangel an Investitionen in das Energiesystem. Sambia ist stark von Wasserkraft abhängig, mit dem Karibasee als wichtigste Energiequelle. Es gibt nur ein Kohlekraftwerk, das als Ergänzung dient. Häufig wird Strom für bis zu 12 - 16 Stunden am Tag abgeschaltet. Dies beeinträchtigt nicht nur das tägliche Leben der Menschen, sondern stellt auch eine große Hürde für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

Im Juli 2024 lag der Wasserstand des Karibasees bei nur 475 Metern, im Vergleich zu 479 Metern im Vorjahr. Ein Rückgang von 4 Metern mag auf den ersten Blick gering erscheinen, doch jeder Meter Unterschied von Steffi & Kerstin entspricht Milliarden von Litern Wasser, die fehlen, um die Turbinen der Wasserkraftwerke anzutreiben. Ein solcher Rückgang reduziert die Stromproduktion erheblich und führt zu den besagten täglichen Stromausfällen.

Die Situation wird durch die anhaltende Dürre weiter verschärft. Normalerweise dauert die Regenzeit in Sambia von November bis April, doch im Jahr 2024 endete sie bereits im Februar. Die Trockenheit hat verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Hauptlebensgrundlage der sambischen Bevölkerung. Die Ernteausfälle führen zu einer ernsthaften Hungersnot, die vor allem die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft – Kinder und ältere Menschen – hart trifft.

Inmitten dieser Herausforderungen engagieren wir uns weiterhin dafür, Bildungsprojekte zu fördern und zu unterstützen. Bildung ist der Schlüssel zur Überwindung vieler dieser Probleme, und wir sind fest entschlossen, unseren Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände in Sambia zu leisten. Dieser Reisebericht soll Ihnen einen Einblick in die aktuelle Situation vor Ort geben und zeigen, wie Ihre Unterstützung helfen kann.

Danke für Ihr Interesse an unserer Arbeit.

Hier können Sie den kompletten Reisebericht mit allen Bildern herunterladen:

Donnerstag, 27. Juni - Freitag 28 Juni 2024

Abreise & Ankunft

In diesem Jahr sind wir von verschiedenen Flughäfen gestartet, um Zeit und Geld zu sparen. Steffi flog von Düsseldorf und Kerstin von Berlin. Wir trafen uns in Doha (Katar) und flogen von dort aus gemeinsam weiter nach Lusaka. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt am Flughafen (hier gibt es lediglich einen kleinen Laden, in dem man ein paar Getränke kaufen kann) ging es am Nachmittag ging es mit einer kleinen Propellermaschine nach Solwezi.

Am Flughafen angekommen, hatten wir Glück und lernten unseren Taxifahrer William kennen. In den folgenden Tagen in Solwezi wurde er unser fester Fahrer, da er einen sehr zuverlässigen Eindruck machte, der sich am Ende bewahrheitet.

Samstag, 29. Juni - Sonntag 30. Juni 2024

Solwezi & Weiterreise nach Manyinga

Zuerst besuchten wir die Autovermietung, bei der wir unseren Wagen vorab gemietet hatten, um die letzten Details für die Reise zu besprechen.

Den restlichen Samstag nutzten wir, um mit unseren kurzfristig erhaltenen Spenden verschiedene Dinge für die Schulen zu kaufen. William half uns dabei, die richtigen Sachen in den passenden Geschäften auszuwählen. Wir kauften Buntstifte, Bleistifte, Kugelschreiber, Lineale, Puzzles, Hefte, Kreide, Jojos, Springseile und natürlich Fußbälle, die immer heiß begehrt sind. Danach sortierten wir alles sinnvoll und verpackten es so, dass es auf der fünfstündigen Fahrt nicht völlig zustaubt. Die Fahrt nach Manyinga am Sonntag verlief für problemlos. Diese Region ist besonders ländlich und schwierig zu erreichen, was die Unterstützung der Schulen zu einer besonderen Herausforderung macht.

Die Straßen sind in einem enorm schlechten Zustand. Aufgrund dessen benötigt man für die 330 km rund 5 bis 5,5 Stunden.

Montag 01. Juli 2024

St. Kalemba

Sambia wäre nicht Sambia, wenn Pläne nicht spontan durcheinander gewirbelt würden. Eigentlich waren wir an diesem Tag mit Father Vincent verabredet, der uns bei unseren Projekten vor Ort unterstützt. Leider verschob sich sein Zeitfenster auf den Abend, sodass wir gezwungen waren, zu warten.

Also planten wir um und trafen uns spontan mit Brian, der uns bei jeder Reise hilft, die passende Unterkunft zu finden. In abgelegenen Gebieten ist es oft nicht einfach, Zimmer aus der Ferne zu mieten. Es waren gute Gespräche, und man lernt jedes Mal wieder Neues über das Land. Am Abend konnte das Treffen mit Father Vincent schließlich doch noch stattfinden. Wir überprüften unsere Belege und besprachen die Probleme in der Lishima Primary School sowie den Ablauf für die kommenden Tage.

Dienstag, 02.Juli 2024

Lishima Primary School

Wir besuchten die Lishima Primary School mit ihren 89 Schülern und Schülerinnen, die wir seit 2020 unterstützen. Bisher haben wir folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • 2019: Lieferung der ersten 18 Schulbänke
  • 2020: Lieferung von 690 Schulbüchern und weiteren 35 Schulbänken
  • 2021: Fertigstellung eines Wohnhauses für Lehrer
  • 2022: Neubau eines Toilettengebäudes mit zwei zusätzlichen Latrinen, Errichtung eines neuen Brunnens
  • 2023: Abschluss der Renovierung des Schulgebäudes inkl. Behebung von Termitenschäden sowie Reparatur des Brunnens.

Leider gibt es immer noch Probleme mit dem Brunnen, da er nur eisenhaltiges Wasser liefert, das nicht als Trinkwasser genutzt werden kann.

Bei unserer Ankunft wurden wir herzlich und mit Gesängen empfangen. Nachdem die Zeremonie vorbei war und wir ein paar Worte an die Schülerinnen und Schüler gerichtet hatten, starteten wir gemeinsam mit den Lehrerinnen der Schule, dem Dorfvorstand und Father Vincent die Besichtigung. Alles war in einem guten Zustand. Das Termitenproblem hatte die Schule weitestgehend im Griff, nur an einer Stelle gab es noch einen Befall.

Nach der Besichtigung machten wir uns auf den Weg zur einzigen aktuellen Trinkwasserquelle, die 650 Meter entfernt am nächsten „Fluss“ liegt. Dort fanden wir ein Loch vor, aus dem das Trinkwasser entnommen wurde – keine zufriedenstellende Lösung. Es gibt verschiedene Lösungsansätze wie Solarpumpen und Pipelines, aber zunächst muss ein Ingenieur einen Plan erstellen. Wir werden nach einer Organisation suchen, die die Lösung dieses Problems übernehmen kann, da dies für uns aktuell nicht zu stemmen ist.

Der Brunnen an der Schule lässt sich zumindest zur Bewässerung eines geplanten Schulgartens nutzen. Die notwendigen Mittel dafür werden von der Stiftung bereitgestellt. Damit wird dieses Projekt für die Stiftung abgeschlossen.

Mittwoch, 03. Juli - Donnerstag, 04. Juli 2024

Chiteve Primary School

Chiteve ist ein Ort im Nordwesten Sambias, genauer gesagt in der Nordwestprovinz. Der Ort ist Teil des Manyinga-Distrikts und hat eine Bevölkerung von etwa 1.300 -1.400 Personen. Der Großteil der Bevölkerung ist sehr jung: etwa die Hälfte der Einwohner*innen sind unter 15 Jahre alt.

Chiteve und die umliegenden Gebiete sind ländlich geprägt, und die Infrastruktur ist oft rudimentär, was Herausforderungen wie die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und die Bildung erschwert.

Chiteve besuchten wir im Jahr 2022 das erste Mal. Damals fanden wir zerfallende Schulgebäude und zu wenig Toiletten vor. Der Unterricht fand entweder unter einem Baum oder provisorisch zusammengebauten Hütten statt.

Wir stellten Geld für die Sanierung des Schulgebäudes, die Anschaffung von Schreibtischen und den Bau neuer Toiletten zur Verfügung.

Eigentlich war am Tag unseres Besuchs Feiertag, daher erwarteten wir nur einen kurzen Besuch und ein paar Gespräche. Doch wir wurden überrascht: Viele Menschen waren gekommen, um uns zu danken, darunter auch Mitarbeiter der Schulbehörde.

Die Sanierung der Schule war ein voller Erfolg. Die Bewohner nutzten die Steine eines alten Gebäudes, um die beiden sanierten Gebäude zu verbinden und einen Computerraum zu installieren. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Schüler auf ein Studium oder eine Ausbildung vorzubereiten. Während der Sanierung wurde auch die Elektrizität wiederhergestellt. Die Schule verfügt über ein Parents-Teachers Committee (PTC) und sehr engagierte Dorfbewohner. Ein Schulgarten ist ebenfalls in Planung, da die Schule bereits über einen funktionierenden Brunnen verfügt.

Die Schule bat um Unterstützung für folgende Projekte:

  • Ausstattung für den Computerraum
  • Lehrerhäuser (Chiteve liegt 16 km abseits der Hauptstraße und ist nur über eine schlechte, sandige Straße zu erreichen)
  • Pre-School (Vorschule/Kindergarten)
  • Wassersystem für den Schulgarten

Diese Ideen müssen in konkrete Konzepte überführt werden, um ihre Machbarkeit zu prüfen. Die Schule hat wirklich Potenzial und wir kommen gern wieder! Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass durch die abgelegene Lage, die Schule einen sehr sicheren Standort hat. Es ist kein Watchman nötig. Das ist sehr gut.

Anschließend ging es zurück nach Solwezi: Abrechnung und packen für die Weiterreise nach Lusaka.

Freitag, 05. Juli - 06. Juli 2024

Lusaka & Ibex Hill

In Sambia kann es durchaus vorkommen, dass der geplante Flug von 8:40 Uhr spontan bereits um 8:10 Uhr stattfindet, weil ein 15 Minuten entfernter Flughafen noch angeflogen werden muss. Trotzdem hat alles gut geklappt. An diesem Tag hatten wir ein Treffen mit der Gossner Mission und KDF, um Kooperationsvereinbarungen für unsere Erwachsenenbildungsprojekte zu finalisieren und zu unterschreiben. Am Nachmittag fand die Einweihung der neuen Straße auf dem Gelände der Gossner Mission statt, dem “Father Gossner Way”. Fun Fact: Die Genehmigung dafür wurde innerhalb weniger Wochen erteilt.

Neue Projektanfrage

Kuntendekelo Training Hub (KUTH)

Außerdem trafen wir uns mit unserer Projektpartnerin Mable Sichali von der United Church of Zambia (UCZ). Sie stellte uns zwei Projekte vor: das Kuntendekelo Training Hub (KUTH) und die Chipembi Girls’ Secondary School.

Die Vision des KUTH ist es, lebensfördernde Gemeinschaften durch nachhaltige biologische Landwirtschaft zu schaffen. Ziel ist es, die Lebensgrundlagen zu verbessern, indem angemessene Wohnverhältnisse, Ernährungssicherheit und verbesserte landwirtschaftliche Werkzeuge bereitgestellt werden. KUTH strebt danach, finanzielle Unabhängigkeit durch verbesserten Marktzugang zu ermöglichen und eine führende Institution in biologischer Landwirtschaft und Kinderschutz zu werden, die ganzheitliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit fördert. Zusammengefasst zielt KUTH darauf ab, eine Umgebung zu schaffen, in der jedes Kind gedeihen und sein volles Potenzial entfalten kann, indem es ihnen die notwendigen Werkzeuge, Ressourcen und Chancen bietet.

Geplante Einkommensgenerierungsprojekte umfassen:

  • Holzkohle-Briketts
  • Bio-Plus- Dünger
  • Bokashi-Dünger
  • natürliche Bio-Seifen und -Lotionen
  • Avocadoöl
  • Kaffee
  • Tierfutter, Geflügel- und Schweinezucht
  • Käse und Joghurt
  • Kunsthandwerk

Bevor das Projekt starten kann, muss jedoch zunächst das Land finanziert werden, wofür Spenden benötigt werden.

Chipembi Girls Secondary School

Die Chipembi Girls’ Secondary School ist eine renommierte Mädchenschule in Chisamba und eine Boardingschool. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Bildung und Stärkung von Mädchen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Die Schule bietet ein breites Spektrum an akademischen und praktischen Kursen an, einschließlich nachhaltiger Landwirtschaft und moderner Techniken wie Hydrokultur. Leider sind die Sanitäranlagen renovierungsbedürftig und es mangelt an Betten. Die Mädchen müssen sich teilweise zu Zweit in schmales Bett teilen.

Für beide Projekte wird zunächst ein Konzept mit Kostenkalkulation erstellt.

Ende der Reise

Auch wenn die Reisen nicht immer leicht sind, man auch mal schwere Entscheidungen treffen muss, so sind wir sehr dankbar für die tollen Menschen, die wir kennenlernen oder wiedertreffen dürften. Wir lieben dieses Land und sagen Danke für die tollen Begegnungen, die wir haben dürften!